366+1: Kirche klingt 2012 – “Mein schönste Zier und Kleinod” im Havelberger Dom
9. Oktober 2012 – Havelberger Dom – 366+1: Kirche klingt 2012 – “Mein schönste Zier und Kleinod”
Über 366 Tage des Schaltjahres 2012 erstreckt sich im Rahmen der Lutherdekade zum Jahresthema Reformation und Musik ein im Dominoprinzip verbundenes Band von Konzerten, Gottesdiensten und Soireen in offenen Kirchen durch ganz Deutschland. Havelberg war am Dienstag, den 09. Oktober 2012, die 283. Station von „366+1, Kirche klingt 2012“. Der Name „366+1, Kirche klingt 2012“ ergibt sich aus 366 Tagen des Schaltjahres 2012 und dem Konzert „+1“, das zusätzlich in der Osternacht dargeboten wurde. Das Kulturbüro der EKD veranstaltet diese Konzertreihe gemeinsam mit den Musizierenden in allen evangelischen Landeskirchen. Sie will damit die Vielfalt der protestantischen Kirchenmusik als einen Schatz der Reformation neu erlebbar werden lassen.
Domkantor Mike Nych (Havelberg), Kantor Andreas Behrendt (Lehnin) und Pfarrer Frank Städler von der Evangelischen St.-Marien-St.-Laurentius-Gemeinde in der Hansestadt Havelberg begrüßten das zahlreich erschienene Publikum. Die Chronik zur Konzertreihe mit den Eintragungen von jedem Konzertort wurde von Familie Reichelt aus Potsdam, wo tags zuvor in der Friedenskirche eine Evangelische Abendmusik mit Lesung erklang, an Domkantor Mike Nych übergeben. Von Havelberg wird das große Buch nach Wusterhausen (Dosse) weitergereicht. Mittlerweile hat es ein Gewicht von etwa 25 kg bekommen und soll später einmal ein museales Ausstellungsstück in Berlin werden.
Aus dem Programm
Die aktuelle Oktoberwoche war dem Lied „Mein schönste Zier und Kleinod“ gewidmet und bildete auch die Grundlage für das Havelberger Programm zum Abendlied von 1573 – eine szenische Führung mit Chor- und Orgelmusik. Die Havelberger Kantorei unter Leitung von Mike Nych trug „Mein schönste Zier und Kleinod“ als Choralsatz vor. Zuvor gab das Lied als Orgelstück, Domkantor Mike Nych verstand es wieder hervorragend, die Scholtze-Orgel von 1777 erklingen zu lassen. Vier Frauen, dargestellt von Sabine Ball, Simone Dülfer, Antje Reichel und Maria Zohm, entführten das Publikum im Havelberger Dom in die Zeit kurz nach der Reformation. Gekleidet mit Haube und langem Kleid, wie es damals üblich war, sinnierten sie über das gerade neu gehörte Lied, was jetzt auch auf deutsch zu singen sei und nicht wie sonst alles lateinisch. Wie sich Gesang im Havelberger Dom vor der Reformation angehört haben muss, brachte dann das Vokalensemble CLAIRVAUX (Berlin) unter Leitung von Werner Blau zu Gehör. Ihre wunderbaren Stimmen und gregorianischen Gesänge drangen aus dem Chorraum hinter dem Lettner und erfüllten den ganzen Dom. Für diesen Abend hatten sie u.a. auch Stücke aus dem 13. und 14. Jahrhundert in ihr Repertoire aufgenommen, die damals im Havelberger Domstift entstanden und von den Chorherren gesungen wurden. Durch die Bewegung im Chorraum entsprechend den liturgischen Abläufen gab es einen faszinierenden Eindruck der Akustik im Havelberger Dom. Nach dem Gebet von Pfarrer Frank Städler schloss das Programm mit dem indianischen Abendlied „Evening rise“ von der Kantorei.
Im Anschluss an das Konzert trugen sich alle Beteiligten der 283. Veranstaltung von „366+1, Kirche klingt 2012“ in das große Chronik-Buch ein.
Ein Abendlied von 1573. Szenische Führung mit Chormusik und Orgelimprovisationen
Mitarbeiter des Prignitz-Museums Havelberg und Freunde:
Sabine Ball, Simone Dülfer, Antje Reichel, Maria Zohm
Vokalensemble CLAIRVAUX (Berlin)
Havelberger Kantorei
Leitung und Orgel: Mike Nych
Veranstaltung in Kooperation mit dem Prignitz-Museum Havelberg