Havelberger Dialoge Oktober/November 2023

Kommt, reden wir zusammen, wer redet, ist nicht tot! 

So sagt es der in einem Prignitzer Pfarrhaus geborene Arzt und Dichter Gottfried Benn. Die „Havelberger Dialoge“ sollen dies befördern.

Das Reden miteinander ist in der Tat etwas schwieriger, wir glauben aber, nicht unmöglich geworden.

Dies haben die beiden Veranstaltungsreihen der Havelberger Dialoge zu den Themen: „Judentum“ und „Frieden und Krieg!“ im vergangenen Jahr gezeigt. Und so konnten wir zu diesen Gesprächen über 300 Interessierte erreichen. Die gute Resonanz im vergangenen Jahr macht Mut, die Dialogreihe fortzusetzen.

Thema: Was für ein Leben! Lebensgeschichte als Weltgeschichte

Dienstag, 24. Oktober 2023
19.00 Uhr Paradiessaal/ Dom
Buchvorstellung, Gespräch und Musik
mit Chasan (Kantor) Jalda Rebling

Die Kantorin Jalda Rebling musiziert nicht nur, sie stellt uns auch das Buch von Roxane van Iperen: Ein Versteck unter Feinden, das 2020 bei Hoffmann und Campe erschienen ist, vor. Dieses Buch handelt von der Lebensgeschichte ihrer Eltern. Eberhard Rebling hat im holländischen Exil die jüdische Schauspielerin Lin Jaldalti geheiratet und unter falschen Namen 1943 ein Haus in Holland gekauft, in dem er 20 jüdischen Flüchtlingen Unterschlupf bot. Das Versteck wurde gefunden und die Versteckten nach Auschwitz deportiert. Lin Jaldati überlebte, kehrte nach Amsterdam zurück. 1952 siedelte die Familie in die DDR über. Eberhard Rebling wurde Professor und Rektor der Hochschule für Musik in Ost-Berlin, die durch seine Initiative den Namen Hans Eisler erhielt. Lin Jaldati arbeitete als Sängerin und galt lange als einzige offizielle Interpretin jiddischer Lieder in der DDR. So wuchs Jalda Rebling in einer überaus musischen Familie auf, so dass es nicht verwundert, dass auch sie professionelle Musikerin wurde, mit dem Schwerpunkt: jiddische Musik. Von 1994 bis 2006 spielte sie im Hackeschen Hoftheater in Berlin jiddische Stücke. Von 2003 bis 2007 studierte sie im ALEPH Cantorial Program in den USA. Seit 2007 ist sie Chasanit (Kantorin). Jalda Rebling ist Mitglied der Jüdischen Gemeinde zu Berlin in der neuen Synagoge. Sie lehrte am Hebrew Union College in New York und an der University of Colorado at Boulder.

Dienstag, 7. November 2023
19.00 Uhr Paradiessaal/Dom
Buchvorstellung und Lesung
mit der Herausgeberin Annetta Kahane
aus „Juden in der DDR. Jüdisch sein zwischen Anpassung, Dissidenz, Illusionen und Repression. Porträts“

Worin besteht die Besonderheit der deutsch-jüdischen Nachkriegsgeschichte in der DDR? Nach Shoah, Verfolgung, Lager und Widerstandskampf kehrten etliche deutsche Juden in die DDR zurück, um den Sozialismus aufzubauen. Trotz massiver antisemitischer Verfolgungen im Winter 1952 blieben viele. Sie waren davon überzeugt, in der DDR besseren Schutz vor alten Nazis zu finden als im Westen. Ihre Jugend in zionistischen und sozialistischen Gruppen verband sie mit einer Ideologie, die allein im Kapitalismus die Ursache allen Übels, also auch des Antisemitismus, sah. Doch der Antisemitismus verschwand nicht mit dem Kapitalismus und auch nicht durch Schweigen. Wie gingen Juden in der DDR mit ihrer jüdischen Identität um? In welchem Spannungsfeld zwischen Anpassung und Dissidenz bewegten sie sich? (Aus der Verlagsankündigung).

Dargestellt wird dieses Leben anhand einzelner Biografien berühmter und weniger berühmter Persönlichkeiten u.a. kommen vor: Victor Klemperer, Paul Merker, Stefan Heym, Helmut Eschwege, Fred Wander, Wolf Biermann, Jurek Becker, Barbara Honigmann.

Annetta Kahane ist Schriftstellerin und Vorsitzende der von ihr gegründeten Amadeu Antonio Stiftung – darüber hinaus ist sie biografisch mit Havelberg verbunden, da ihr Großvater, Jacob Kahane, in Havelberg versteckt, die Shoa überlebte. Und darum herzliche Einladung zu dieser besonderen Buchvorstellung am 7. November um 19 Uhr in den Paradiessaal.

Dienstag, 14. November
19 Uhr im Paradiessaal/Dom
Buchvorstellung und Lesung
mit der Schriftstellerin Shelly Kupferberg

Sie liest aus ihrem 2022 bei Diogenes erschienen Roman „Isidor. Ein jüdisches Leben“. Dr. Isidor Geller hat es geschafft: Er ist Kommerzialrat, Berater des österreichischen Staates, Multimillionär, Opernfreund, Kunstsammler und nach zwei gescheiterten Ehen Liebhaber einer wunderschönen Sängerin. Weit ist der Weg, den er aus dem hintersten, ärmlichsten Winkel Galiziens zurückgelegt hat, vom Schtetl in die obersten Kreise Wiens. Ihm kann keiner etwas anhaben, davon ist Isidor überzeugt. Und schon gar nicht diese vulgären Nationalsozialisten.

Shelly Kupferberg wurde 1974 in Tel Aviv geboren, ist in West-Berlin aufgewachsen, studierte Publizistik, Theater- und Musikwissenschaften an der Freien Universität Berlin und arbeitete bereits während ihres Studiums als Journalistin für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Neben Beiträgen für die ARD moderiert Kupferberg seit 20 Jahren Kultur-, Literatur und Gesellschaftsmagazine und arbeitet als freie Redakteurin und Moderatorin für Deutschlandfunk Kultur und moderiert auf rbbKultur tägliche Kultur- bzw. Live-Radiosendungen. Shelly Kupferberg lebt mit ihrer Familie in Berlin und kommt am 14 November nach Havelberg.

Weitere Ankündigungen zu den neuen Terminen erfolgen
online und in der Tagespresse.

Diese Veranstaltungsreihe ist eine Kooperation zwischen der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt und der Evangelischen Kirchengemeinde Havelberg.
Das Projekt wird durch eine Zuwendung des Landes Sachsen-Anhalt ermöglicht.
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Havelberg Dom St. Marien

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