Festliches Konzert in Havelberg zum Reformationsjubiläum
500 Jahre Reformation wurden am Dienstag, den 31. Oktober 2017, mit einem feierlichen Konzert im Paradiessaal am Dom gewürdigt. Es erklangen Werke aus fünf Jahrhunderten, die das Havelberger Vokalensemble gemeinsam mit einem Kammerorchester und dem Jugendchor der Evangelischen Gemeinde aufführte. Thematisch war dieses Konzert unter der Leitung von Domkantor Matthias Bensch auf fünf Säulen aufgebaut.
„Da pacem domine“ – Gib uns Frieden, Herr. Ein für die Reformation extrem wichtiges Thema, da sie letztendlich der Auslöser des Dreißigjährigen Krieges war. Luther selbst hatte die Antiphon aus dem 9. Jahrhundert ins Deutsche übersetzt und sie inhaltlich um einen wichtigen Aspekt ergänzt: Die Gnade. Bei Ihm heißt es „Verleih uns Frieden gnädiglich“. Die Zuhörer erlebten neben der Gregorianik Kompositionen von Orlando di Lasso, Heinrich Schütz und Felix Mendelssohn Bartholdy.
„Ein feste Burg ist unser Gott“ – Doktor Martinus Luther schrieb Choräle, die bis heute zu den Klassikern im Evangelischen Gesangbuch zählen. Herb, urwüchsig und kunstvoll, sie sind nicht, wie damals üblich, in Latein, sondern in deutscher Sprache verfasst, damit sie von allen Menschen verstanden werden. Über das bekannteste seiner Lieder hörte das Publikum Kompositionen von Johann Walter, welcher ein guter Freund Luthers war und als der Urvater der protestantischen Kirchenmusik bezeichnet wird. Dazu gesellten sich eine Orgelfantasie von J.S. Bach sowie eine Motette von G. Ph. Telemann. Der Jugendchor führte die Gloriamesse von Johannes Peter Michel auf. Diese beschwingte Jazzmesse für Chor und Klavier wechselte völlig unbeschwert zwischen den alten griechisch-lateinischen Messtexten und deren deutscher Übersetzung.
„Alles was ihr tut, mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen Jesu.“ – Diesen zu tiefst reformatorischen Gedanken aus dem Brief des Paulus an die Kolosser vertonte im 17. Jh. Dietrich Buxtehude in seiner gleichnamigen Kantate, welche heutzutage die berühmteste Komposition der norddeutschen Barockmusik überhaupt ist.
Der bedeutendste Havelberger ist wohl Matthäus Ludecus. Er wurde vor genau 500 Jahren in Wilsnack geboren und vollzog als Domdechant die Reformation in Havelberg. Durch ihn sind eine Vielzahl geistlicher Gesänge überliefert, z.B. der weltberühmte Quempas. Die Männerschola des Vokalensembles brachte einige eher unbekannte Werke zu Gehör.
„Lobet den Herrn, alle Heiden!“ – so lautet die Lutherübersetzung des 117. Psalmes. Eigentlich handelt es sich hier bereits um eine theologische Auslegung, denn Luthers Übersetzung des Wortes gojim (Völker) mit „Heiden“ ist offensichtlich von der Heidenbekehrung des Paulus beeinflusst. Johann Sebastian Bach hatte mit seiner grandiosen Motette einmal mehr sein Bestes gegeben. Das Vokalensemble sang von Gottes Gnade und Treue, die über unsere Welt in Ewigkeit waltet – eine wunderbare Botschaft.
Die Konzertgäste durften sich auf ein reichhaltiges musikalisches Programm zum Reformationstag freuen.