Gemeindebrief Juni-August 2011
aus dem Gemeindebrief
der Evangelischen St.-Marien-St.-Laurentius-Gemeinde
in der Hansestadt Havelberg

Pfarrer Thomas Krispin – Evangelische St.-Marien-St.-Laurentius-Gemeinde in der Hansestadt Havelberg
Liebe Gemeindemitglieder, sehr geehrte Leser,
„Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.“ So lesen wir es im Monatsspruch für den August. So fordert uns Jesus in Matthäus 7,7 auf. In Lukas 11 (5-13) ist dieser Vers in eine kleine Geschichte eingewoben, die sein Anliegen verdeutlicht: Da erhält ein Mensch um Mitternacht Besuch. Gar nicht so ungewöhnlich im Orient, wo am Tage die Hitze quält und es sich in einer hellen Mondnacht gut reisen lässt. Weil Gastfreundschaft eine heilige Pflicht ist, will er seinem Gast nicht nur ein Lager für die Nacht, sondern auch noch eine Stärkung nach dem anstrengenden Weg bieten. Doch seine Vorräte sind aufgebraucht! Da macht er sich um Mitternacht zum Nachbarn auf und bittet: „Lieber Freund, leih mir drei Brote; denn mein Freund ist zu mir gekommen auf der Reise, und ich habe nichts, was ich ihm vorsetzen kann.“ Der aber reagiert erst mal folgenderweise: „Mach mir keine Unruhe! Die Tür ist schon zugeschlossen, und meine Kinder und ich liegen schon zu Bett; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben.“ Und weiter erzählt Jesus: „Wenn er schon nicht aufsteht und ihm etwas gebt, weil er sein Freund ist, dann wird er doch wegen seines unverschämten Drängens aufstehen und ihm geben, so viel er bedarf. Und ich sage euch auch: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.“
Wenn ich Jesus richtig verstehe, geht es nicht nur darum, dass ich für mich etwas suche und erbitte. Ich soll mich auch für andere einsetzen. Und da stehe ich oft an den Grenzen meiner Möglichkeiten: Ich kann nicht helfen, kann nicht Rat und Beistand geben – so wie der Gastgeber in Lk. 11 kein Brot mehr im Hause hatte. Er musste seinen Mangel eingestehen. Stolz hätte ihm nicht weitergeholfen. So macht er sich auf den Weg, um die Hilfe zu organisieren, die er selbst nicht zu leisten vermag. Er kennt schließlich jemanden, der helfen kann, und lässt diesen nicht in Ruhe, bis er endlich die nötige Hilfe gewährt. Der von der Reise ausgezehrte erhält dadurch doch noch das stärkende Brot. So muss auch ich mich fragen lassen: Wo setzt du dich dafür ein, dass ein Hilfesuchender den gewünschten Rat, den nötigen Trost und Beistand, die Not wendende Hilfe erhält?
Wenn ich nun aber derjenige bin, der helfen kann, wenn einer kommt, der bittet und fleht? Lass ich mich erweichen? Sage ich ihm, es sei grad unpassend? Stehen die, die helfen und sich engagieren, die sich Zeit für andere nehmen in unserer Gesellschaft nicht unter dem Verdacht, nicht ausgelastet zu sein?! Lassen wir uns dadurch nicht hindern, das zu tun, was zu tun dran ist.
Mit seiner Beispielgeschichte will uns Jesus auch deutlich machen, wie Gott handelt, was wir von ihm erwarten können. Er vergleicht ihn mit dem mürrischen Hausvater, der erst nicht helfen will. Er unterstreicht zugleich aber auch die Gegensätzlichkeit: „Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben geben könnt, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!“
„Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.“
Beten ist keine schwere Kunst. Beten ist wie Sprechen mit der Mutter, dem Vater, mit einem guten Freund. Einfach sagen, wo es weh tut, was einem fehlt. Beten stärkt die Beziehung zum himmlischen Vater, wie auch das miteinander Reden in der Familie und unter Freunden den Zusammenhalt stärkt. Beten hält uns ganz nah bei Gott. Auch wenn er unser Bitten und Flehen oft anders erfüllt, als wir es ersehnen. Jesus spricht konkret die Bitte um den Heiligen Geist an – dessen Fest wir alljährlich zu Pfingsten feiern. Er ist die wichtigste und größte Gabe, die wir empfangen können. Durch ihn stehen wir in Verbindung mit Gott. In ihm gibt sich uns Gott selbst. Durch ihn verstehen wir Gottes Wort und gelangen zum Glauben. Mit seiner Hilfe erwachsen daraus die nötigen Taten, wie zum Beispiel der in Lk. 11 beschriebene Einsatz für andere. So führt uns das Gebet zum Handeln, heraus aus unserem Unwillen und unserer oft nur vorgetäuschten Unfähigkeit. Wir sagen nicht mehr: „Mach du mal Gott!“ sondern: „ Hilf mir, dass ich helfen kann. Gib mir Kraft, Mut, Fantasie und Geist. Ich kann Not lindern. Ich kann trösten. Ich kann aufrichten. Ich kann Menschen zu dir führen. Aber ohne dich kann ich nichts tun. Hilf mir!“
Eine schöne Sommerzeit mit vielen Möglichkeiten, Kraft zu schöpfen und guten Begegnungen mit Menschen, die sich gern auch mal Zeit nehmen für ein aufmunterndes, hilfreiches Wort, wünscht Ihnen
Ihr Pfarrer Thomas Krispin
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